Mittwoch, 27. April 2016

Poker


Es ist eine Straße an der die Menschen schon lange leben,
In deren Häusern sie ihre jeweiligen Wahrheiten an ihre Kinder weiter geben.
Es ist eine Straße, die fortwährend nur in eine Richtung führt,
In der ein jeder Bewohner immer wieder sein Haus zum Schönsten kürt.
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Viele Farben haben die Häuser und stellen gemeinsam die Vielfalt dar,
Doch auf der Straße meint jeder nur, nur seine Meinung wäre wahr.
Über die Jahre hin wurden an die Häuser neue Zimmer dran gebaut,
Während man auf der Straße die Fenster der anderen mit Steinen einhaut.
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Viele neue Häuser entstanden und manche Alte wurden zu großen Villen,
Prachtvoll nach außen, doch innen schon modrig zwischen den Rillen.
Marktschreiern gleich verkünden sie lauthals auf der Straße ihre Positionen,
Sprechen von Hoffnung und Wut, von Erkenntnissen und Visionen.
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Doch durch die Gewohnheit verwässert, verfehlen die Botschaften ihr Ziel,
Während hinter den leuchtenden Fassaden das Mauerwerk einfiel.
Aber selbst im Staub der morschen Ziegel predigen sie ihre Alleinwahrheiten,
Trotz des Zerfalls der Gegenwart, träumen sie nur von den alten, glorreichen Zeiten.

Montag, 8. Februar 2016

Wahrnehmungen

Auf subatomarer Ebene sich organisierend,
Und in Atomgittern sich dann strukturierend -
In eleganter Formung sich kraftvoll bindend,
Und massereich durch die Raumzeit sich windend.

Konstruieren sie Orte, aus denen heraus sie erblühen,
Und anpassend sich um ihren Fortbestand mühen.
Über Komplexitätszunahme dann Reproduktionsverfahren entwickeln,
Und sich über Beobachtungen orientierende Muster ermitteln.

Differenzieren sie sich in Abgrenzung zur weiteren Umgebung,
Entwickeln Kommunikationsformen zur kontinuierlichen Prägung -
Spezialisieren sich in allen verfügbaren Bereichen,
Und lernen sich den fortwährenden Veränderungen anzugleichen.

Sie identifizieren sich kulturell über eine kollektive Erinnerung,
Und machen den Erhalt des Gewohnten zu ihrer tradierten Gesinnung.
Dem Wandel nicht entkommend, bilden sich Variationen,
Und bestärken mit Ritualen ihre jeweiligen Positionen.

Freitag, 26. Juni 2015

Systemtheoretische Reflexion


Die Welt aus dem Spiegelbild des eigenen Ich´s heraus zu betrachten -
Und gewiss zu sein, durch die eigene Wahrheit alle Erkenntnisse zu beachten,
Ist die liebgewonnene Gewohnheit der Selbstsicherheit im eigenem Verstand,
Welche vor den Menschen schützend sich verhüllt, durch des Narziss´ stolzes Gewand.

Doch dem Dorian Gray gleich, das eigene Entfremden dann nicht mehr wahr zu haben,
Unterliegt des Betrachters Beobachtung immer des eigenen Blickwinkels Vorgaben.
Selbstverliebt die Unwürdigen abzuweisen und erhaben ihrer Nähe zu entfliehen,
Versucht das Individuum fortan, anhand seiner Identität die Realität nach zu vollziehen.

Und so zeigt dann jeder Spiegel nur, was des Beobachters eigener Blick kreiert,
Wobei das offensichtlich zu Sehende dabei von Betrachter zu Betrachter variiert.
In Gruppen sich schaarend werden diese Spiegelreflexionen dann zelebriert -
Und haben im Laufe stammesgeschichtlicher Entwicklung ihre Ideen etabliert.

Montag, 14. Oktober 2013

Infiltrierende Vollstrecker


In der Vergewaltigung der humanistisch konzipierten Verstandes,
Durch die manipulative Prägung einer gesellschaftsorientierten Pflicht,
Ruht die Bewußtseinslethagie des handlungsfähigen Sklavenstandes,
Als schlafwandelnder Geschworener im apokalyptischem Vollstreckungsgericht.

Während die Marionetten am angeknoteten Kreuze das Beten lernen,
Verwelken die Blumen des Lebens im Blute der Verdammten,
Um die hoffnungsinduzierenden Gedanken in den Räumen des Vergessens zu entfernen,
Kämpfen die infiltrierenden Jäger in den Reihen von Freunden und Bekannten.

Globaler Selbstzerstörungszwang


Während der globalen Urbanisierung der harmonisch sich entfaltender Natur,
Erfährt das äonenalte Reservat des Lebens den menschlichen Zerstörungsdrang,
Ein Kreuzzug apokalyptischer Vernichtung der homosapischen Legislatur,
Als materialistisch angehauchte, irreparabler Selbstzerstörungszwang.

Doch im Ehrgeize der Besitzergreifung folgen die Greueltaten aufeinander geschwind,
Durch die Selbstverherrlichung geprägte Ignoranz als blinder Gehorsam,
Während an den schmutzigen Händen das Blut der Geopferten gerinnt –
Das Heer der Gehirntoten aus den selbstangelegten Massengräbern entkam.

Ecce Homo


Ich habe das Licht der Welt erblickt -
Und den Neandertalern die Zukunft genommen,
Wäre unter den großen Eismassen fast erstickt -
Doch habe dann den neolithischen Thron erklommen.

Ich habe mich nieder gelassen und den Boden mein Eigen genannt,
Habe das Priestertum gegründet und konnte die Angst nun kontrollieren.
Doch habe ich unter meinen Brüdern und Schwestern den Feind erkannt,
Konnte aber mit der Macht meiner Schwerter ihren Geist manipulieren.

Ich habe die Pyramiden und die große Mauer gebaut -
Und mir mit der Kraft von Menschenleben die Erde angepasst.
Habe viele Religionen gestiftet und ihren Wortführern vertraut,
Moralische Gebote erlassen und philosophische Schriften verfasst.

Ich habe mich zum König über meines Gleichen erhoben,
Als Kaiser, Papst und Diktator dann den Gott auf Erden gespielt.
Habe die Wertvorstellungen aus dem Gleichgewicht geschoben -
Und mit der Waffe in der Hand auf den Kopf meines Freundes gezielt.

Ich habe meine eigenen Geschwister getötet und betrogen,
Sie vehement versklavt, unterjocht, verkauft und verletzt.
Habe mich selbst gedemütigt und mir etwas vorgelogen -
Und alles erreicht, was ich mir als Ziel wohl habe gesetzt?

Die Täuscher


Die paradoxe Koexistenz von Realität und alten Werten –
Gleich einer Gratwanderung auf des Absyss´ steiler Klippe,
Wo einst die Menschen die Natur in holder Demut ehrten –
Sitzt auf des Gottes Throne nunmehr ein abgenagtes Gerippe.

Aber die Groschen in der Tasche zweimal zählend –
Jener zwanghaft glücklosen Täuschung unterlegen,
Das selten warme Lächeln des gegenüber Sehenden zu stehlen –
Und die eigenen Kinder mit der Pflicht der Trostlosigkeit zu quälen.

Doch der glorreiche Fortschritt findet seine Fürsorger in allen Kreisen –
Rekrutiert Kadetten jeden Alters, umgarnt die Seelen der Neuzeitigen,
Während die Farben des Lebens in der Treibjagd der Gehetzten verbleichen –
Zählt traurig das Leid seine Heranwachsenden Jünger unter den Heutigen.

So sind die Träume alter Denker zerplatzt wie der Tau am Stein,
Ideale im Spiegelsaal verschwommen und Heroen in der Vergessenheit eliminiert,
Die Angst schreit aus den Gesichtern, aus den Herzen der Pein,
Während der Ehrgeiz der Selbstverleumdung das Volk traktiert.

Die Helden sind schon längst gefallen, gleich dem Sonnenlichte ins Meer,
Jene Freuden an den Herrlichkeiten des Lebens sind nunmehr blasphemische Ironie,
Doch der selbsternannten Götzen´ Diener beten für die Welt nicht mehr,
Flehen bettelnd an nun ihre Herren, wissend, dass erhört sie werden nie.